Die Reformation radikalisieren – provoziert von Bibel und Krise
„Ruft eine Befreiung aus im Land“ (Lev 25,10)
Martin Luther begann seine 95 Thesen von 1517 mit der Umkehrforderung Jesu: “Kehrt um, die gerechte Welt Gottes ist nahe”. Fünfhundert Jahre später leben wir in einer Zeit, die wie das biblische “Jobel-Jahr” („Erlassjahr“, Lev/3. Mose 25) ebenfalls Umkehr und eine Veränderung hin zu gerechteren Verhältnissen anmahnt. Das sagen wir heute nicht im Gegensatz zur römisch-katholischen Kirche und den vielen in ihr verwurzelten Befreiungsbewegungen, sondern im Gegensatz zu den Strukturen des Imperiums, die gegenwärtig herrschen. Nur im Hören auf das Wort vom Kreuz (1 Kor 1,18) und das Seufzen der misshandelten Kreatur ( Röm 8:22), nur wenn wir unsere Ohren öffnen für den Schrei der Opfer an der Unterseite unserer hyper-kapitalistischen Weltordnung kann das Reformationsjubiläum zum befreienden “Jubel-Jahr” werden. Christliche Selbstgerechtigkeit, die dieses System stützt, ist der reformatorischen Rechtfertigung aus Glauben entgegengesetzt. Rechtfertigung wird nur gelebt in umfassender Solidarität.
Wir sind Theologinnen und Theologen – vorwiegend lutherische, aber auch reformierte, mennonitsiche, anglikanische und methodistische –, die sich zu einem noch andauernden Projekt zusammengefunden haben, um die biblischen Wurzeln und gegenwärtigen Herausforderungen reformatorischen Denkens neu zu bedenken. Die ungezügelte Zerstörung menschlichen wie nicht-menschlichen Lebens in einer vom totalitären Diktat des Geldes und der Gier, des Marktes und der Ausbeutung regierten Welt erfordert eine radikale Rückbesinnung auf die biblische Weisung, wie sie auch am Beginn der Reformation stand. Das herrschende Wirtschaftssystem, gestützt durch imperiale politische Machtapparate, betreibt den Ausverkauf der Erde, des Menschen und der Zukunft unserer Kinder. Sowohl unsere Kirchen und Gemeinden als auch einzelne Christen und Christinnen haben sich vielerorts eingerichtet im gesellschaftlichen status quo und ihre kritisch-prophetische Kraft des Protestes, des Widerstandes und der Transformation verloren. Gottes Gerechtigkeit aus Gnade ist abgetrennt von sozialer Gerechtigkeit und wie „dummes Salz“ nicht mehr zu gebrauchen ( Mt 5:13). Es gibt Irrwege reformatorischer Theologie, von denen wir umkehren müssen – mit Luther, aber auch gegen Luther. Reformation kann auch heute wieder neu zum Kairos der Transformation werden.
Die folgenden Thesen reflektieren unterschiedliche geographische und politische Kontexte sowie ein breites Spektrum reformatorischer Traditionen. Zu ihrer Begründung veröffentlichen wir Forschungsergebnisse in fünf Bänden. Nicht in allen Punkten waren wir uns alle einig, aber gemeinsam und gerade in dieser Vielstimmigkeit und Vielförmigkeit wollen wir aufrufen zur Auseinandersetzung mit diesen Problemen – und zur Umkehr. Die gegenwärtige Krise, mit der wir in allen Lebensbereichen und bis in den letzten Winkel unserer Erde konfrontiert sind, ist eine Chance zur Einsicht in die barbarischen und (selbst)zerstörenden herrschenden Kräfte und trägt den Hoffnungskeim des Neubeginns zu einer neuen Kultur des Lebens in sich.
„Zur Befreiung hat uns der Messias befreit“ (Gal 5,1)
- Biblisch gesehen ist die erste und eigentliche Tat Gottes Befreiung. Auch die messianische Befreiung im Neuen Testament ist nach dem Muster des Exodus gestaltet. Im Römerbrief geht es Paulus darum, dass Christus Befreiung von der „Schreckensherrschaft der Sünde“ im Kontext des Römischen Reiches bringt (Röm 5,12-8,2). Wird Rechtfertigung dagegen nicht im Exodus-Muster verstanden, sondern wie weithin üblich in der Linie Augustin/Anselm von Canterbury auf (Ur-)Schuld und Vergebung reduziert, bedeutet das eine problematische Verengung mit erheblichen Verlusten gegenüber dem sozialen und politischen Reichtum der Bibel.
- Paulus analysiert die Sündenmacht, die im Römischen Reich alle Menschen gefangen hält. Die zentralen Aussagen über die Sünde (hamartia) haben alle einen gemeinsamen Nenner: dass sie in Herrschaftsbeziehungen (nur sehr selten in Kategorien der individuellen Schuld und des sündigen Tuns) gedacht sind. Paulus denkt, wenn er von Sünde spricht, vor allem an ihre umfassende Schreckensherrschaft. Seine zentrale Vorstellung ist: Die Sünde herrscht über alle Menschen wie über Sklaven und macht sie so zu MittäterInnen im imperialen System.
- Paulus spricht vom Beginn eines umfassenden Herrschaftswechsels. Seine Hoffnung richtet sich auf Gottes endgültiges Eingreifen, das für ihn mit Jesu Auferstehung bereits begonnen hat. Paulus verfolgt keine politischen Ziele. Andererseits hat aber der Glaube an die Herrschaft Christi und die Hoffnung auf den endgültigen Herrschaftswechsel sehr tiefgreifende politische Konsequenzen. Hier wird geglaubt, dass Christus allein der Herr (kyrios) ist, dass seine Befreiung die ganze Welt, alle Menschen und Völker, den ganzen Menschen betrifft.
- Der Glaube führt dazu, dass die Glaubenden in ihrem gemeinschaftlichen Leben und in ihrem Leben mit anderen sehr konkret schon als befreite Menschen zu leben versuchen. Die Gemeinschaft der Glaubenden versteht sich als Anfang eines neuen Lebens für alle. Dieser Bezug auf die Befreiung aus einer realen totalitären Lebenswirklichkeit wie im Römischen Reich ist für Menschen, die unter der Herrschaft der Finanz- und Gewaltmärkte leben, hilfreicher als die traditionelle Generalisierung der Sünde als Erbsünde
„Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ (Mt 6,24)
- Mindestens zwei Milliarden Menschen sind verarmt unter der Herrschaft des Geldes. Diese ist der heutige Ausdruck des Mammon und damit die zentrale Herausforderung des Glaubens. Geld ist inzwischen nicht einfach das von den Zentralbanken gedruckte Bargeld in der Tasche, sondern Geschäftsbanken haben das Recht, über Kredite grenzenlos mehr zinsbelastetes Schuldgeld zu schöpfen. Schon Luther nennt Mammon den allgemeinsten Gott auf Erden (Großer Katechismus zum 1. Gebot).
- Diese Herrschaft des Geldes und der theologische Widerstand dagegen entwickeln sich historisch mit der Ausweitung der auf Geld und Privateigentum beruhenden Wirtschaft – von der Monetarisierung des Wirtschaftslebens in der Zeit der Propheten über den Handels- und Wucherkapitalismus der Zeit Luthers bis zum modernen Industrie- und Finanzkapitalismus. Der inzwischen globalisierte Kapitalismus der Moderne ist seit der Reformationszeit mit der europäischen Ausbeutung, Kolonisierung und den Völkermorden in Afrika, Asien und den Amerikas verbunden.
- „Das Land darf nicht unwiderruflich verkauft werden, denn mir gehört das Land, und ihr seid Fremde und Leute mit Bleiberecht bei mir” Lev 25,23. Eigentum ist also nur für den Gebrauch zum Leben gedacht. Im Gegensatz dazu macht der Kapitalismus das Privateigentum absolut und beginnt deshalb mit der Einzäunung gemeinsamen Landes und aller natürlichen Ressourcen. Das setzt sich heute u.a. in der Privatisierung (Patentierung) des genetischen Gemeinguts der Menschheit, des Landes (land grabbing), des Wassers, der Luft usw. fort.
- Der antike und moderne Individualismus beginnt mit dem Eindringen von Geld und Privateigentum in das tägliche Leben. Für die meisten Menschen in der globalisierten kapitalistischen Welt ist Individualismus selbstverständlich. Für Luther gibt es Menschsein als neutrales, beobachtendes und kalkulierendes Individuum nicht. Entweder ist ein Mensch von Gott bestimmt – dann lebt dieser Mensch mitfühlend und gerecht von den Anderen her und zwar von den „Geringsten“ (Mt 25,31ff.) zuerst. Oder ein Mensch ist von der Macht der Sünde bestimmt – dann lebt dieser Mensch in sich selbst verkrümmt, ich-bezogen, die anderen Kreaturen zerstörend.
- Die vom Kapital getriebene Wirtschaft erzwingt grenzenloses Wachstum. Dieses Wachstum gefährdet das gesamte Leben auf unserem Planeten. Menschen sind von Gott geschaffen mit dem Auftrag, „den Garten zu bebauen und bewahren“ (Gen 2,15). Luther zitiert zu Beginn seiner 95 Thesen Jesu Ruf zur Umkehr: “Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: ‚Tut Buße‘ usw. (Mt 4,17), hat er gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll.“ Das bedeutet für heute, dass wir täglich persönlich und gesellschaftlich aus der zerstörenden Geldherrschaft aussteigen und – vertrauend auf die befreiende Gerechtigkeit Gottes – mitfühlend und solidarisch in gerechten Beziehungen mit den anderen Menschen und Kreaturen leben.
- Nach der Schrift gehören wir Menschen zu einem Leib mit vielen Gliedern, die einander dienen (1 Kor 12). Nach der kapitalistischen Logik und Praxis besteht dagegen unser Menschsein in Konkurrenz und Wettbewerb. Nach Luther werden wir als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Gottes geschaffen, erhalten und erneuert, um uns kooperativ in Wirtschaft, Politik und Kirche für Gerechtigkeit und Frieden zu engagieren (Von der Unfreiwilligkeit des freien Willens). Damit ist Luther nach ersten Anläufen im Mittelalter in den Armutsbewegungen, bei den Waldensern, Wiclif und Hus derjenige, der auf biblischer Basis die seit dem 8. Jh. v.u.Z. aufkommende egozentrische, kalkulierende Geldzivilisation fundamental in Frage stellt.
- Die wirtschaftliche Individualisierung spiegelt sich religiös in der Individualisierung des Heils. Die Bibel und Luther sprechen dagegen von befreiten Personen in gerechten Beziehungen. Seit dem Mittelalter gibt es spiritualisierende Strömungen, die immer noch stark in unseren Kirchen sind. Jede rein individualistische Lektüre und Predigt biblischer Texte unterstützt willentlich oder unwillentlich die moderne kapitalistische Zivilisation.
- Nach Jesus ist gerecht, wer Schulden vergibt, also wer das Gesetz der Schuldenrückzahlung um des Lebens der Verschuldeten willen verletzt (Mt 6,12). Nach Paulus macht die Sündenmacht (zu seiner Zeit verkörpert in der strukturellen Sünde der römischen Gierökonomie und totalitären imperialen Macht) das Gesetz zu einem Instrument des Todes (Röm 7,7ff.). Er sieht die Alternative im Aufbau solidarischer Gemeinschaften aus Juden und Griechen im Geist des vom Imperium gekreuzigten Messias, der die von Rom zu Feinden gemachten Menschen mit Gott und untereinander versöhnt.
- Die Mehrheit der Kirchenväter interpretiert den Tod Jesu am Kreuz u.a. so, dass der Teufel ein illegitimes Lösegeld für die Befreiung der Menschen erpresst, weil er niemals Schulden erlässt. Anselm von Canterbury (1033-1109) kehrt diesen Ansatz in seiner sog. Satisfaktionslehre um. Nach ihm steht das Gesetz der Schuldenrückzahlung über Gott. Darum muss Gott seinen Sohn opfern, um ein Guthaben zu erwirtschaften, das die Menschen anzapfen können, um ihre unbezahlbaren Schulden gegenüber Gott abzuzahlen. Damit legt Anselm nicht nur den Grund für die mittelalterliche Bußpraxis des Schuldengeschäfts, mit deren Verwerfung durch Luther die Reformation beginnt, sondern auch für den Kapitalismus, der das Gesetz der Schuldenrückzahlung im Rahmen des Marktes absolut setzt.
- Luther kehrt zur biblischen Wahrheit zurück, dass Gott Schulden umsonst vergibt und aus dem Vertrauen darauf die Solidarität mit den Nächsten erwächst. Konkret: wenn jemand in Not ist, reagieren Christinnen und Christen mit Geben, zinslosem Leihen und Schenken. Auch soll die Obrigkeit in den Markt intervenieren, wenn das Gemeinwohl gefährdet ist. Die kapitalistische Moderne hingegen – und auf ihrem Höhepunkt der Neoliberalismus – setzt den Markt absolut und die Intervention des Staates wird nur zugunsten der Kapitalakkumulation eingesetzt. Dem müssen Kirchengemeinschaften in der Nachfolge Jesu auf der Basis der Bibel und der Reformation Widerstand entgegensetzen.
- Der Geist Gottes bestätigt nach der Pfingstgeschichte kulturelle sprachliche Verschiedenheit (Apg 2). In der westlichen Christenheit seit dem 4. Jh. wurde die Bibel nur in Latein gelesen. Wiclif und die späteren Reformatoren entdecken die Vielfalt wieder, indem sie die Schrift den Völkern in ihrer eigenen Sprache zu Gehör bringen. Neoliberaler Kapitalismus erzwingt erneut Uniformierung: Menschen werden konsumierende Individuen, Landwirtschaft wird zu Agrobusiness, der regionale Verkauf von Gütern weicht transnationalen Ketten und die regionale Produktion der Export-Monokultur.
- Die Bibel begründet eine politische „Ökonomie des Genug für“ alle durch Teilhabe an den geschenkten gemeinsamen Gütern (Ex 16). Alle Reformatoren sind sich einig in der Orientierung der Wirtschaft am Gemeinwohl und an den konkreten Bedürfnissen der Nächsten. Luther entwickelt dabei eine Interpretation des Kreuzes, die die Menschlichkeit vom Rande her bestimmt – von den Armen, den Schwachen und den Leidenden her. Heute rufen wir nicht zu einer Restauration des „Realsozialismus“ auf, der manche ähnlich zerstörerische Konsequenzen wie der Kapitalismus hatte. Vielmehr geht es um eine trans-moderne Wirtschaft, die auf Gottes Gaben, den Gemeingütern aufbaut und Produktion und Verteilung aller Güter und Dienstleistungen für die Grundversorgung öffentlich demokratisch und ökologisch steuert.
- Die Heilige Schrift bestätigt, dass alle Menschen als Mann und Frau nach dem Bilde Gottes und darum mit gleicher Würde geschaffen worden sind (Gen 1,26-28). Das Buch der Richter und andere Texte der Tora zeigen, dass dieser Ansatz in Formen einer solidarischen Gesellschaft umgesetzt wurde. Diese Tradition wurde auch im Urchristentum aufgenommen (Apg 2 und 4). Stimmen der radikalen Reformation greifen auf diese Texte zurück und versuchen, nicht nur politische, sondern auch ökonomische Demokratie zu leben.
- Luthers Lehre von der gnädigen Rechtfertigung durch Vertrauen allein auf Christus (Röm 5,1) ist eine legitime und befreiende Interpretation der Schrift inmitten der Unterdrückungen spätmittelalterlicher Frömmigkeit und entgegen der aufkommenden, auf Zinswucher aufbauenden Geldwirtschaft. Vergebung der Sünde (und der Schulden) umsonst, Befreiung von teuflischer Macht und die Verheißung dauernden Lebens bedeutete in diesem Kontext nicht nur geistliche Freiheit, sondern Befreiung zur Versöhnung mit und Verantwortung für die Mitmenschen (Von der Freiheit eines Christenmenschen).
- Obwohl die Rechtfertigung aus Gnade auch für Luther die Gleichheit der Menschen vor Gott zum Ausdruck bringt, versagt seine Reformation darin, dies auch sozial und ökonomisch umzusetzen. So konnte es auch dazu kommen, dass das spätere Luthertum soziale und ökonomische Ungleichheit sogar in eine gottgegebene Ordnung umwandeln konnte. Dies gipfelt in der Behauptung einer Eigengesetzlichkeit des Marktes oder des Staates, was nicht nur die Bibel, sondern auch Luther direkt kritisierte.
- Nach der Schrift werden Menschen nach Gnade und nicht nach ihrer Leistung beurteilt (Mt 20). Dem Leistungsmythos muss das Bedürfnisprinzip entgegensetzt werden, das die genaue Entsprechung zur Glaubensgerechtigkeit darstellt. Die sozialethische Konsequenz, die gezogen werden muss, ist eine Kritik der heutigen Arbeitswelt, die von dieser Leistungsideologie und ihren negativen sozialen und psychologischen Folgen beherrscht ist.
- Luthers Lehre von den zwei Reichen und Regimenten wurde in der späteren Wirkungsgeschichte weitgehend zur Rechtfertigung des Quietismus und des Untertanengehorsams (nach Rö 13,1) missbraucht. Sie muss deshalb neu interpretiert werden als Ruf zu politischer Wachsamkeit und zum Engagement der Christinnen und Christen, damit sie ihre öffentliche Verantwortung für die „Nächsten“ wahrnehmen, indem sie sich für Gerechtigkeit, Frieden und die Befreiung der Schöpfung einsetzen.
- „Passt euch nicht den Strukturen dieser Weltordnung an…“ (Röm 12,2) Angesichts ihrer Wirkungen auf die einfachen Leute seiner Zeit sagt Luther ein klares „Nein“ zu Struktur und Handlungsweisen der Bank- und Handelsgesellschaften: „Sollen die Gesellschaften bleiben, so muss Recht und Redlichkeit untergehen. Soll Recht und Redlichkeit bleiben, so müssen die Gesellschaften untergehen“ (WA 15, 312). Da heute der dreifache Zwang zum wirtschaftlichen Wachstum, zur Geldvermehrung und zur Privatisierung unseren Planeten in den Tod stürzt, helfen letztlich keine sozialen Abfederungen, sondern nur eine langfristige Überwindung des neoliberal-kapitalistischen Systems. Speziell ist eine neue Geld- und Eigentumsordnung nötig und möglich, die sich am Gemeinwohl orientiert und öffentlich-demokratisch verantwortet wird.
- „Selig sind, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden“ (Mt 5) Konkret kann dies im lokalen und regionalen Bereich beginnen. Hier haben auch Kirchen und Gemeinden große Möglichkeiten, z.B. Mitwirkung an dezentraler kommunaler alternativer Energieversorgung. Im Makrobereich können sich Kirchen mit sozialen Bewegungen verbinden, um schrittweise institutionelle Veränderungen zu unterstützen. „Wenn wir uns auf Politiker verlassen, erreichen wir zu wenig und zu spät. Wenn wir es allein versuchen, erreichen wir zu wenig. Wenn wir aber zusammenarbeiten, kann es gerade ausreichen, und das zur rechten Zeit“ (Transition Town Movement)
„Von der Kreuzigung zu erzählen… lässt Gottes Macht Wirklichkeit werden“ (1.Kor 1,18)
- In vielen Kirchen und ihrer Verkündigung wird seit dem Mittelalter (Anselm von Canterbury) der Kreuzestod Jesu als Opferung des Gottessohnes verstanden, die die notwendige Sühne für unsere Sünden leistet. Diese Interpretation macht aus Gott einen sadistischen, Leid zufügenden Herrscher. Dies ist ein theologischer Irrtum. Gott erlöst von Gewalt, nicht durch Gewalt.
- Das Kreuz war das Hinrichtungsinstrument des römischen Imperiums, insbesondere für Rebellen und entlaufene Sklaven, dem abertausende unschuldige Menschen zum Opfer seiner öffentlichen Machtentfaltung gefallen sind. Das Bild eines Gekreuzigten mit der Gasmaske oder einer gekreuzigten Frau und die Darstellung eines gekreuzigten Campesino erinnern daran, dass bis heute viele Menschen auf vielfältige Weise den herrschenden Mächten zum Opfer fallen, und der gekreuzigte Jesus mit ihnen allen zutiefst verbunden ist.
- Nach biblischen Traditionen bewirkt das Martyrium der Gerechten Vergebung für die Sünden des Volkes (4 Makk 17,21f.) und der unschuldige Tod des Gottesknechtes macht die Vielen gerecht (Jes 53,11f.). Das gibt dem Kreuzestod ganz neue Dimensionen.
- Die Begegnung mit dem auferweckten Jesus lässt das Kreuz in ganz neuem Licht erscheinen (Lk 24) – im Licht des Gottes, „der die Toten lebendig macht und das Nichtseiende ins Dasein ruft“ (Röm 4,17).
- Von der Auferweckung her wird Jesus in die alten Klagegebete traumatisierter Menschen („Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Ps 22,2; Mk 16,34) und deren umfassende Hoffnung (“Essen werden die Armen und satt werden!“ Ps 22,26) so eingeschrieben, dass auch wir einbezogen sind.
- Eine Theologie des Kreuzes kann die frühere schändliche Bildvermischung zwischen Kreuz und Kreuzzug in der Geschichte des Kolonialismus überwinden. So kann die Theologie des Kreuzes wieder zu einer Theologie des Lebens (der Auferstehung) werden – im Licht von Gottes Solidarität mit dem unterdrückten Volk (minjung), wirtschaftlicher Gerechtigkeit für alle und der Unversehrtheit des Lebensgewebes.
- So erweist die Auferweckung den Kreuzestod als das Gericht über die Mächte der Gewalt, als den radikalsten Vollzug von Gottes unbedingter Solidarität mit allen leidenden Geschöpfen und als Ausdruck von Gottes Treue und Gerechtigkeit gegenüber seinem Volk, allen Völkern und seiner Schöpfung.
- Glaube im biblischen Sinne ist Umkehr. Zu Jesu Bußruf erklärt Luther: „Es bezieht sich nicht nur auf eine innere Buße, ja eine solche wäre gar keine, wenn sie nicht nach außen mancherlei Werke zur Abtötung des Fleisches (d.h. egozentrischen Handelns) bewirkte.“ Einerseits sind wir so herausgefordert, in einen Prozess der Wahrheit und Versöhnung im Blick auf die Irrtümer der Reformation einzutreten. Andererseits können wir, indem wir Gottes Gerechtigkeit unbedingt für uns gelten lassen, uns zum Tun des Gerechten in diese Befreiungsgeschichte einbeziehen lassen. „Nur der Glaubende ist gehorsam, und nur der Gehorsame glaubt“ (Bonhoeffer).
- Luthers Rechtfertigungstheologie muss in verschiedenen Zeiten und Orten ausgeweitet und erneuert werden, insbesondere im Licht von Luthers Begriff des Evangeliums als der lebendigen Stimme Gottes. Die reformatorische Lehre von der Rechtfertigung muss aus der Einkapselung in den westlichen possessiven Individualismus und politischen Quietismus ausbrechen, indem sie die Menschen von all dem befreit, was sie Götzen unterwirft: Privilegien nach Art und Geschlecht, nach Volkszugehörigkeit, Religion, Nationalität und Klasse. Rechtfertigung muss wiederentdeckt werden als der Ausdruck für Gottes tiefes Mitleiden für alle im Tod Jesu. Dadurch wird dann unsere öffentliche Verantwortung für politische und wirtschaftliche Gerechtigkeit und für die Anerkennung „der Anderen“ verstärkt.
„Seht, Neues kam zur Welt“ (2 Kor 5,17)
- Beim christlichen Evangelium geht es tatsächlich um die Versöhnung zwischen Gott und Menschheit und der Menschen untereinander. Aber wenn es dem Evangelium nicht gelingt, die ganze Schöpfung zu versöhnen, ist es nicht das Evangelium, die frohe Botschaft (2 Kor 5,18).
- Die reformatorische Erkenntnis, dass wir durch das Vertrauen auf Gottes Gnade gerettet werden, sollte die Erkenntnis einschließen, dass Gott in der gesamten Schöpfung gegenwärtig ist und auf deren Schrei hört (Röm 8,18-23).
- Sicher war es im 16. Jahrhundert ein Fortschritt, wenn die Reformatoren die äußerlichen und materiellen Formen des Gottesdienstes kritisierten. Einige gingen aber zu weit darin, jeden Begriff des Sakramentalen zu verwerfen, indem sie im aufkommenden Bildersturm alle materielle Kultur abstreiften. Dabei haben sie übersehen, dass alles Leben von Go durchdrungen ist und dass die Welt als ganze eine sakramentale Realität ist.
- Die reformatorische Erkenntnis, dass wir durch Gnade im Glauben gerettet sind, sollte auch Gottes gnädige Gegenwart in der ganzen Schöpfung bekräftigen. Gottes Gemeinschaft mit der Welt in Jesus Christus bedeutet, dass auch wir in die Gemeinschaft mit der Welt gerufen sind – ein diesseitiger Glaube wird dann verwirklicht, wenn wir an Gottes Mission zur Erneuerung der Schöpfung teilnehmen.
- Mutter Erde wird gegenwärtig gekreuzigt und muss Auferstehung erfahren (Röm 8,18-22). Das ist zentral wichtig für uns Menschen, die Tiere, Pflanzen, Luft, Wasser und Erde. Wir sind Menschen nicht, weil wir konsumieren, sondern weil wir in Verbindung mit der Schöpfung leben und für ihr und unser Wohlsein sorgen müssen.
- „Das Evangelium aller Kreatur“ (Mk 16,15 nach Luthers Übersetzung), Gottes gute Nachricht für die ganze Schöpfung und Gottes Gebote (Ps 119) werden abgebrochen, wenn Menschen, geschaffen nach Gottes Bild, diese Ordnung durch Ungerechtigkeit zerstören (Röm 1,18-20).
- Das Evangelium fordert uns heraus, die Schöpfung als Gottes Garten zu bewahren. Dies erfordert sowohl eine klare persönliche Entscheidung wie auch eine neue wirtschaftliche, soziale und ökologische Politik für das Wohlergehen der ganzen Schöpfung und aller Völker auf dem Erdball.
- „Leben im Überfluss“ (Joh 10,10) bricht mit den herkömmlichen Konzepten wirtschaftlicher Entwicklung: Es richtet sich zentral auf die Beziehung zur Schöpfung, auf die hin sich die menschliche Gemeinschaft orientieren muss. „Leben im Überfluss“ zielt nicht auf Mehr-haben, nicht auf Akkumulation und Wachstum, sondern auf die Balance aller Beziehungen.
- Alle Menschen und die gesamte Natur haben das Recht und Bedürfnis nach „Brot und Rosen“. Menschen und Natur haben einen Hunger nach Brot und Schönheit. Es ist eine unvollendete Aufgabe reformatorischer Theologie, das Recht auf Leben in Fülle für die ganze Schöpfung zu proklamieren und dafür zu kämpfen.
- Die Erde gibt allen Kreaturen Leben (Gen 1,24). Was die Natur hervorbringt, ist eine Gabe Gottes, für die wir Sorge tragen müssen. Das ist Ausdruck unserer Dankbarkeit und unserer Berufung als Menschen Gottes (Psalm 104).
- Leben im Überfluss bedeutet nicht Konsumismus, sondern die Verbundenheit mit der ganzen Natur. Menschen und menschliche Industrie sind nicht das Endziel der Schöpfung: der Höhepunkt in Gottes Schöpfung zielt darauf, dass wir in der Anbetung und in gegenseitigen Beziehungen zur Ruhe kommen (Gen 2,2).
- Das Evangelium ruft uns, die Schöpfung als Gottes Garten dadurch zu bewahren und zu erneuern (Jes 65,17; 2. Petrus 3,13), dass wir einen bescheidenen persönlichen Lebensstil annehmen und mit anderen Menschen verschiedener Kulturen und Religionen zusammenarbeiten, um eine lebensförderliche Politik für die Wirtschaft, das soziale Zusammenleben und die Mitwelt durchzusetzen.
- Was “Schöpfung” bedeutet, ist eng verbunden mit dem Leben künftiger Generationen. Theologien waren durchweg bestimmt von dem Personsein von Erwachsenen und nicht dem Personsein von Kindern. Es geht aber immer um Menschen in Gottes Geschichte. Dies gilt auch für Kinder und muss deshalb im Blick auf ihre gefährdete Zukunft ernst genommen werden.
- Kinderrechte schützen Kinder vor Verletzung, Unterdrückung und Ausbeutung. Zugleich aber kommt es darauf an, Kinder mit all dem gelten zu lassen, was sie können und sind, und mit allem, was sie nicht können und nicht sind. In diesem Sinn müssen sie für die Theologie um ihrer Zukunft willen – aus ihrem Objektsein befreit – Subjekte werden.
“Selig sind die Frieden praktizieren“ … (Mt 5,9)
- Der Schrei der Opfer ist zu hören, der Schrei derer, die Gewalt erfahren haben – hier besonders der Schrei der Opfer in den gewaltsamen Kämpfen um die Reformation: der Schrei der Bauern, der Täufer (Mennoniten), Juden und Muslime. Zu hören ist aber auch der Schrei derer, die heute Gewalt leiden – der Schrei der Opfer von häuslicher Gewalt, ökonomischer Ausbeutung, Verletzung von Menschenrechten, Ungerechtigkeit gegen die Schöpfung, Imperialismus und Krieg.
- Zu rufen ist nach Umkehr zur Friedenspraxis (Jes 2,2-4). Friedenspraxis ist dort gegeben, wo Menschen Gottes Praxis und all der gewaltfreien Praxis folgen, wie sie Jesus ausübt. Mit solcher Friedenspraxis beginnt Gottes Reich, beginnt Gottes Frieden (Shalom; Jes 11,6-9).
- Das Phänomen der Gewalt ist sichtbar überall, wo der Friedenspraxis widerstanden wird und wo sie verhindert wird – durch soziale, politische, ökonomische oder auch direkt staatliche Gewalt, deren Opfer zum Himmel nach Hilfe schreien.
- Gewalt ist überall und in vielen Formen (strukturelle Gewalt, technische Gewalt, militärische Gewalt, Aktionsgewalt) präsent. Die Allgegenwart von Gewalt wird sichtbar auch in vielen besonders resistenten Praktiken – wie der Fixierung von Feinden und vor allem Sündenböcken (Apg 7,54-60).
- Für alle Formen von Gewalt sind Gründe und Ursachen zu finden. Gewalt ist aber immer eine Folge von vorausgegangener Gewalt. Gewalt ist immer schon Gegengewalt.
- Es gibt keinen Weg der Begründung oder der Legitimation von Gewalt. Gewalt ist immer illegitim. Es gibt keine rechtmäßige Gewalt, das heißt es gibt keine Gewalt, die durch Recht letztgültig begründet werden kann. Es gibt keinen gerechten Krieg und es gibt keinen gerechtfertigten Krieg. Luther, Zwingli und Calvin akzeptierten nur begrenzte Gewalt zur Minimierung größerer Gewalt. Aber selbst diese Logik ist angesichts moderner Massenvernichtungsmittel anachronistisch geworden.Gewalt kann niemals Mittel für irgendein Ziel sein; denn Gott hat alle Dinge mit sich selber versöhnt (Kol 1,19-20).
- Die Durchsetzung von Recht kann nicht auf Gewalt beruhen. Wo Menschen Gewalt erleiden, sind sie mit Mitteln der Friedenspraxis zu schützen. In der Zeit der Reformation wurde begonnen, den Einsatz von Gewalt als ausschließlich ‚obrigkeitlich‘ gebundene kriegerische oder polizeiliche Gewalt und ausschließlich als Schutz des Nächsten vor Gewalt zu bestimmen. Diese radikale Begrenzung ist weitgehend verdrängt worden. Diese äußerst begrenzte Gewalt ist dort, wo sie gebraucht werden muss, nicht einfach als notwendig gegeben zu verstehen, sondern als mahnendes Zeichen einer gebrochenen Welt.
- Auch Rechtssetzung beruht auf Gewalt – das ist die äußerste Gewalt, die aber keine weitere Gewalt legitimiert, sondern das Tun des Gerechten fordert (Mt 5,38-42). Rechtssysteme müssen daraufhin beurteilt werden, ob sie Gerechtigkeit gewährleisten und so Frieden begründen.
- Frieden praktizieren heißt, ohne Gewalt zu leben, zu reden und zu handeln. Frieden zu praktizieren heißt, das zu tun, worin sich Frieden vollzieht: Gerechtigkeit tun, hören, vergeben, teilen, verschenken, heilen, lindern, helfen – all dies als Widerstandsarbeit gegen Gewalt (Mt 5,3-11). Dies alles ist Gottesdienst (Rö 12,1-2) – Gottesdienst ist Friedenspraxis.
- Frieden zu praktizieren gilt es auch im Reden – keine rhetorische Gewalt auszuüben, zu bezeugen, nicht zu überzeugen (Mt 5,33-37).
- Frieden praktizieren heißt, darauf zu setzen, dass das Zusammenleben aller – die politische Gemeinschaft – einzig von den Praktiken des Friedens getragen ist. Frieden praktizieren heißt so, einer Überzeugung zu folgen, die im Sinne der Verantwortung realistisch ist – weil nur durch Friedenspraxis Frieden in der Welt präsent wird (Mt 5,43-48).
„Einer trage des anderen Last und erfüllet so die Tora Christi” (Gal 6,2)
- Am Ursprung der Reformation liegt Luthers Wiederentdeckung von Gottes Gerechtigkeit als schöpferischer und erneuernder Macht in den Schriften des Paulus. In seiner Lehre von der Rechtfertigung fasst Luther diese Gerechtigkeit als barmherzige Zuwendung Gottes, selbst zum Gottlosen (sola gratia), und als Vertrauen auf die Treue Gottes im Glauben (sola fide) an Christus (solus Christus).
- Die Gerechtigkeit Gottes führt Paulus zur visionären Einsicht, dass “in Christus” die Gegensätze und Hierarchien der „gegenwärtigen bösen Weltordnung” (Gal 1,4) außer Kraft gesetzt sind. “Wir” sind nicht das, was uns von den anderen abgrenzt, sondern mit ihnen verbindet. Die menschlichen Gegensätze von Nation, Religion, Geschlecht, Klasse, die das Selbst als Feind und Rivalen des anderen konstituieren, werden in der Taufe “abgelegt” wie alte Kleider. Eine neue Praxis des Einswerdens durch Miteinander und Füreinander bringt eine neue Form des Menschseins und der Welt hervor. (Gal 6,2.15) “Hier ist nicht mehr Jude noch Grieche, nicht Sklave noch Freier, nicht männlich und weiblich, sondern Ihr seid alle eins in Christus” (Gal 3,28). Damit sind Gottes Gerechtigkeit, die Rechtfertigung des Menschen und menschliche Gerechtigkeit untrennbar miteinander verbunden.
- Ein außerordentlich problematischer und nicht-paulinischer Aspekt reformatorischer Rechtfertigungstheologie und ihrer späteren Auslegung im Protestantismus ist ihr Begriff des „Gesetzes“. Luther setzt „Gerechtigkeit aus dem Gesetz“ auf programmatische Weise der „Gerechtigkeit oder Rechtfertigung aus Glauben“ entgegen und versteht diese Antithese als unversöhnliche Antithese von Judentum und Christentum.
- Diese folgenschwere Polarisierung gründet in seiner Auslegung des Galaterbriefs. Zu Unrecht setzt Luther hier das von Paulus kritisierte Gesetz mit der Tora gleich. Die zentrale Kontroverse des Galaterbriefes um die Notwendigkeit des jüdischen Rituals der Beschneidung für die nicht- jüdischen Christusgläubigen wird als Zurückweisung “des“ Judentums und seines Gesetzes verstanden. Wie neuere Forschung gezeigt hat, war jedoch der eigentliche Widerpart im Streit des Paulus mit seinen galatischen Gegnern nicht die jüdische Tora, sondern das Gesetz und die Ordnung des Römischen Imperiums. Dieses setzte sowohl für Juden als auch Heiden bestimmte Konformitätsregeln. Das paulinische Modell einer solidarischen Gemeinschaft von Juden und Nicht-Juden “in Christus” kollidiert in erster Linie mit diesen imperialen Ordnungsvorstellungen und Sozialisationsmustern, nicht zuletzt im Rahmen der römischen Kaiserreligion.
- Die Reformation setzte weiterhin Judentum mit dem Römischen Katholizismus gleich und verurteilte beide als „Gesetzesreligionen“, die Rechtfertigung durch „Gesetzeswerke“ erlangen wollen. Das polare Muster von „Werke oder Gnade und Glaube“, „Evangelium oder Gesetz“, angewandt auf konkrete Personen, hatte eine verhängnisvolle Folgegeschichte in seiner weiteren Auslegung: Es wurde nicht nur antijudaistisch und anti-römisch katholisch gelesen, sondern auch gegen “Schwärmer”, Täufer, Muslime und andere „Häretiker“ gewendet, oft mit tödlichen Konsequenzen.
- Bis in die Gegenwart fallen befreiungstheologische, feministische und soziale Bewegungen oft dem Verdikt der “Werkgerechtigkeit” oder “Gesetzlichkeit” anheim, das ihnen den rechten Glauben abspricht. Rechtfertigungstheologie wird gegen innerweltliche Gerechtigkeit gewendet.
- Damit ist die protestantische Tradition in ihrem Kern kompromittiert durch eine Identitätsbildung in Abgrenzung vom “anderen”, die der radikalen paulinischen Solidarität eines Miteinanders über alle Grenzziehungen hinweg zuwiderläuft. Angesichts der gegenwärtigen Weltkrise ist es ein kategorischer Imperativ, dass sich protestantische Rechtfertigungstheologie neu auf die Gerechtigkeit Gottes besinnt und zu ihrem schriftgemäßen Wurzeln zurückkehrt.
- Das Negativurteil über Judentum und Gesetz trug maßgeblich auch zu einer grundsätzlichen Abwertung des gesamten Alten Testaments bei. Die trinitarische Formel von Vater, Sohn und Heiligem Geist als gemeinsames Zeugnis aller christlichen Kirchen bezeugt die unauflösliche Verbindung zwischen den beiden Teilen des biblischen Kanons. Die Einheit der beiden Testamente zurückzugewinnen, ist eine weitere grundlegende Aufgabe reformatorischer Theologie heute.
- Der Messias Jesus von Nazareth ist die Einladung an alle Völker, an der Zukunft teilzuhaben, die Israel verheißen ist: eine gerechte und gleiche Gesellschaft im Geiste der Tora. Die christliche Kirche ersetzt Israel nicht, das Alte Israel ist die Wurzel der Kirche. „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich“ (Röm 11,18).
- Der Messias Jesus kündigt das nahe Reich Gottes, seine gerechte Welt, an (Mt 4,17). Im Horizont dieser Hoffnung legt der Messias Jesus die Tora Israels für die Gegenwart aus (Mt 5-7). Kriterien der Auslegung sind die Alleinverehrung Gottes und die Liebe zum Nächsten/zur Nächsten, insbesondere zu den Armen und Entrechteten (Mk 12,28-34; Mt 25,31ff). Gerade ihr Ergehen entscheidet darüber, wie die Tora ausgelegt werden soll. So wird die Tora, von der nicht das kleinste Gebot aufgehoben wird, zur Wegweisung für die messianischen Gemeinschaften (Mt 5,17-20; 28,19-20; vgl. auch Röm 3,31). Jesu Aufforderung sich an seiner Toraauslegung auszurichten, zielt darauf ab, die Tora immer wieder neu in der Hoffnung auf Gottes kommendes Reich auszulegen und mit Leben zu erfüllen.
- Im Römerbrief hören wir den Schrei von Menschen, die in der imperialen Ordnung gefangen sind, die ein Leben nach der Richtschnur der Tora unmöglich macht. Sünde ist nicht einfach eine abstrakte menschliche Verfasstheit, sondern materialisiert sich in konkreten sozialen Gegebenheiten. Imperiale Herrschaftsstrukturen verkörpern für Paulus die Macht der Sünde, die die Menschen unausweichlich in die Übertretung der leben-schöpfenden Thoragesetze treibt und sie zu Komplizen der Kräfte des Todes und der Selbst-Zerstörung macht ( Röm 7,24).
- Die paulinische Rechtfertigung durch Glauben und aus Gnade schließt darum die doppelte Befreiung sowohl der Menschen als auch der Tora von der Macht der Sünde ein. Die messianischen Gemeinden schaffen einen Raum, wo jüdische und nicht-jüdische Menschen „in Christus“ die Tora als Gesetz des Lebens erfüllen können durch die Liebe zueinander – und auch gegenüber ihren Feinden (Röm 8,2; 12,1-21; 13,8-10).
- Die Gesetzeskritik des Paulus und auch der Reformation ist nicht gegen gesellschaftliche Rechtsordnungen als solche gerichtet (usus civilis legis). Recht und Gesetz sind notwendig, um menschliche Gesellschaft zu erhalten. Die Kritik richtet sich ausschließlich gegen die Instrumentalisierung des Gesetzes im Interesse der Starken und gegen die Schwachen, wie sie bereits von den Propheten angeklagt wird. Das Gesetz ist für den Menschen da, nicht der Mensch für das Gesetz, wie sowohl Jesus als auch die Rabbinen erklärten. (Mk 2,27; Babylonischer Talmud, Traktat Eruvin 41b) Menschliche Gesetzgebung muss immer wieder kritisch hinterfragt und verändert werden, um in konkreten Kontexten das Recht der Opfer zu vertreten anstatt die Ungerechtigkeit der herrschenden Ordnung juristisch abzudecken.
- Ein besonderes Problem stellt in diesem Zusammenhang Luthers Identifikation der Zehn Gebote (Dekalog) mit dem Naturrecht dar (Mose als „der Juden Sachsenspiegel“). Dadurch verwischt er die Besonderheit der Tora als alternatives Recht, das in entscheidenden Punkten von den Gesetzeswerken ihrer Umwelt abweicht – etwa im Blick auf die Sabbatgesetzgebung, den Schuldenerlass, das Verbot der Akkumulation durch Gier (zehntes Gebot), den Schuldenerlass. Diese kritische Stoßrichtung geht verloren, wenn die Tora gleichgesetzt wird mit jedwedem positiven Recht wie etwa dem das private Eigentum verabsolutierenden Römischen Recht.
- Vor allem aber lässt Luther in seinem Kleinen Katechismus die politisch konkrete Einleitung des Dekalogs fallen: „Ich bin Adonaj, deine Gottheit, weil ich dich aus Ägypten, dem Haus der Sklavenarbeit, befreit habe.” (Ex 20,2; Deut 5,6) Luther weitet ferner das Gebot des Elterngehorsams auf Autoritätsgehorsam als solchen aus. Diese beiden symptomatischen Veränderungen der Schriftgrundlage in Luthers einflussreichstem Katechismus zeigen bereits an, wie das Luthertum anfällig werden konnte für Untertanengehorsam und Anpassung gegenüber jedweder etablierten Rechts- oder Unrechtsordnung, statt dem Gott der Befreiung zu vertrauen (sola fide) und für die Entrechteten einzutreten .
- Wenn die herrschende Ordnung keine Gerechtigkeit übt und sich gegenüber den Nöten der einfachen Menschen, besonders der Geringsten (Mt, 25,34-40), gleichgültig verhält und auf diese Weise Götzendienst übt und seinen Bürgerinnen und Bürgern eine unannehmbare Lebensweise aufzwingt, dann sollen Christenmenschen einer solchen üblen Regierung nicht nur den Gehorsam verweigern, sondern aktiv Widerstand leisten.
- Innerhalb imperialer Strukturen ist die Orientierung an den befreienden biblischen Wegweisungen Widerstand gegen die tödlichen Logiken und Gesetze gewalttätiger und versklavender Macht. Um einen solchen Widerstand leisten zu können, muss eine umfassende Kenntnis der befreienden Traditionen der Tora sowohl im Alten als auch Neuen Testament wiedergewonnen werden, die weithin verlorengegangen ist. Wie in der Reformation brauchen wir eine neue „Erweckung“ zu eingreifender Bibelarbeit in unseren Gemeinden, die sowohl den Einzelnen als auch die sozialen und ökonomischen Probleme unserer Gegenwart kritisch und befreiend anspricht. Zum Beispiel gehören biblisch gesehen Schuldenerlass und göttliche Schuldvergebung untrennbar zusammen (Mt 6,12). Heutige Christinnen und Christen sollen die Möglichkeit bekommen, gerade das Alte Testament, die Hebräische Bibel, als einen reichhaltigen Schatz für ihre Lebensgestaltung und für ethische Urteilsbildung kennenzulernen.
- Nachfolger und Nachfolgerinnen Jesu haben den Wunsch, sich in Gottes Geheimnisse in Gemeinschaft mit den heiligen Texten, die auch in anderen Religionen offenbart sind, zu vertiefen. Diese Freude erfahren sie, wenn sie in gemeinsamer Anstrengung zusammen mit Juden, Muslimen, Buddhisten, Hindus und allen anderen Kulturen in Afrika, Nord- und Lateinamerika, der Karibik, Asiens, des Mittleren Ostens, des Pazifiks und Europas (Jes 49,6) sich für den Aufbau einer besseren Welt einsetzen und dabei den Dialog stärken. Das Evangelium widerspricht jeglicher kulturellen, religiösen und militärischen Invasion.
- Eine postkoloniale Interpretation der Reformationstheologie fördert ein Projekt der Inkulturation, um zu unterstreichen, dass interreligiöser Dialog ein prophetischer Dialog sein muss. Damit macht sie einen Neuanfang mit der Kritik an solchen Formen von Reformationstheologie, die der Kolonisierung dienen, oder deren Gelehrsamkeit für den Dienst der Mächtigen missbraucht wird.
„Der Geist weht, wo er will“ (Joh 3,8)
- Im Geist der aus der Reformation hervorgegangenen Kirche müssen wir heute auf den Schrei von Menschen rund um den Erdball hören, die wahrnehmen, dass die Kirchen ihre Leiden, Unterdrückung und kulturelle Situation übersehen und ausklammern (Mt 25,31ff.) und dadurch die Spaltungen in Kirche und Gesellschaft eher vertiefen statt zu heilen.
- Die reformatorischen Bewegungen verstanden Kirche nicht so sehr als Institution, sondern als das getaufte Volk Gottes, das sich in örtlichen Gemeinschaften versammelt. Kirche als Gemeinschaft in der Nachfolge Christi ist der heilige Ort, an dem das universale Wort Gottes gehört und die Sakramente gefeiert werden, und dies in verschiedenen Sprachen, Traditionen und Bekenntnissen. Ihr Auftrag ist, zur Heilung der Welt beizutragen (tikkun olam).
- Das Priestertum aller Glaubenden war ein radikaler Schrei, die mächtigste Institution jener Zeit, die römische Kirche, zu demokratisieren. Heute muss dies übersetzt werden in einen revolutionären Ruf nach universalen Bürgerrechten und gerechter Verteilung der Produkte menschlicher Arbeit.
- Im 16. Jahrhundert wurde die Kirche reformiert. Aber schon bald verwickelten sich Kirchen in der reformatorischen Tradition in Strukturen und Praktiken, die patriarchalisch und hierarchisch waren und in die Gefangenschaft von mächtigen wirtschaftlichen und politischen Interessen gerieten. Ihre Verfolgung der Täufer, Juden und Muslime war nicht nur beklagenswert, sondern unverzeihlich! Selbst hierfür Buße zu tun, ist nicht genug. Wir müssen uns vom Geist Gottes dazu antreiben lassen, insgesamt von solchen konstantinischen Formen der Kirche Abschied zu nehmen. Es geht darum, sich zur Gestaltung einer Kirche inspirieren zu lassen, in der angefangen von den gesellschaftlich Ausgeschlossenen alle mitbestimmen können und Grenzen überschritten werden, zu einer Kirche, die wirklich katholisch ist, das heißt, die alle einschließt – über die Grenzen von Religionen, Volkszugehörigkeit, Kontinenten und Eigeninteressen hinweg.
- Nachfolge Christi geht Hand in Hand mit Kontemplation, geistlichen Übungen, Erleuchtung und die Einstimmung in den Willen Gottes. Wenn wir Gottes Stimme in der Ehrfurcht der Rahab (Josua 2) oder der Ehrfurcht von Maria und Elisabeth (Lk 1) hören und dem Geist Gottes erlauben, bis in die Tiefen unseres Seins zu fließen, sind wir auf dem Weg der Nachfolge Christi. Die Frauen der Bibel und die Frauen der radikalen Reformation zeigen uns den Weg der Nachfolge, der Mystik, des Zeugnisses und des Martyriums.
- Die Geistkraft Gottes handelt frei und weht, wo sie will, um die Kirche ständig zu erneuern. Sie ist niemandes Eigentum und kann nicht von institutionellen Interessen oder Lehrdefinitionen gefangengehalten werden.
- Der Geist bewirkt Erneuerung und Veränderung sowohl in der Kirche wie auch in der Gesellschaft. Zusätzlich zur Verwandlung von Personen ermächtigt er auch die Glaubenden, sich Seite an Seite mit Menschen anderer Religionen, Ideologien und sozialer Bewegungen zu engagieren und Leiden zu erdulden, die aus solchem Engagement für Liebe, Solidarität und Gerechtigkeit folgen.
- Als Luther das Kreuz zum Zeichen der Kirche erklärte, setzte er damit einen Maßstab für die Kirche, an der sie zu messen ist: Um Kirche zu sein, muss sie sich verwundbar machen dadurch, dass sie an der Seite der Armen steht und für sie eintritt, dass sie ihren sozialen und politischen Status aufs Spiel setzt, indem sie öffentlich gegen ungerechte Strukturen und politische Praktiken protestiert.
- Statt sich auf individuelle Frömmigkeit zu konzentrieren, muss sie gemeinschaftlich kirchlich das Schwergewicht auf Widerstand und gesellschaftliche Veränderung legen. Andernfalls werden sich die Ungerechtigkeiten weiterhin frei ausbreiten können und unsere grundlegenden Beziehungen zu Gott, uns selbst, unseren Nächsten und zur gesamten Schöpfung pervertieren. Durch Tätigkeiten wie Predigen, Lehren, Feiern, Fürsorge, Gemeinschaftsaufbau und -organisation zusammen mit anderen kann die Kirche helfen, Sünde, Abhängigkeit und Blindheit entgegenzutreten, die es dem Imperium in seinen verschiedenen Facetten möglich machen zu herrschen.
- Durch die Kraft des inspirierenden und verbindenden Geistes werden die, die untereinander sehr verschieden sind, in eine Körperschaft, eine „neue Schöpfung“ verwandelt. Der Geist erneuert und verwandelt nicht nur, sondern bringt Menschen zusammen in der Einheit des Leibes Christi. Er kann deshalb nicht dazu benutzt werden, weitere Kirchenspaltungen zu rechtfertigen. Eine sich reformierende Kirche muss deshalb mit sich selbst versöhnt sein und intensiv daran arbeiten, die Spaltungen zwischen Ost und West, zwischen Römischen Katholiken und Protestanten und zwischen den verschiedenen reformatorischen Kirchen zu überwinden, damit alle an einem Abendmahlstisch zusammenkommen können.
- Eine sich reformierende Kirche wird ständig verändert durch das, was sie von anderen theologischen Traditionen und Kulturen empfängt. Luther betonte, dass der Geist an das Wort Gottes gebunden ist. Damit kritisierte er alle, die behaupteten, sie hätten besondere Offenbarungen unabhängig von den biblischen Schriften empfangen. Das darf nicht fälschlich so interpretiert werden, als ob dem Geist Grenzen gesetzt würden und er nicht frei unter und in den Menschen wirken könne – einschließlich solcher aus anderen Traditionen oder Religionen, ja sogar einschließlich der gesamten Schöpfung (Röm 8).
- Luthers Kritik an den sog. Schwärmern kann nicht auf unsere Zeit als allgemeine Kritik an den Pfingstkirchen übertragen werden. Natürlich müssen wir „Wohlstandstheologien“ auf der Basis einer Theologie des Kreuzes kritisieren. Gleichzeitig müssen wir aber das Wirken des Geistes in den Pfingstbewegungen achtsam wahrnehmen, wie er Gemeinschaft aufbaut, an den Rand gedrückte Personen rettet und wie er die Würde von Menschen wiederherstellt, die unter Armut, Krankheit, Sucht und Erwerbslosigkeit leiden.
- Die Wiederentdeckung und Neulektüre biblischer Traditionen auf der Grundlage sozialer Analyse aus der Perspektive der an den Rand Gedrängten und das kontextuelle und interkulturelle Lesen der Bibel in vielen Situationen der ganzen Welt ist ein wichtiges Zeichen der Hoffnung, dass die befreiende Weise der Reformation, die Bibel zu verstehen, heute in vielen Kirchen am Werk ist.
- Der Reformation war es zentral wichtig, dass alle Menschen Zugang zu Bildung haben und dass die Bibel kontextuell neu gelesen werden muss in Bezug auf die jeweilige Situation. Als sich die aus der Reformation entspringenden Kirchen in der ganzen Welt ausbreiteten, wurde und wird dieser Ansatz keineswegs immer durchgehalten. Stattdessen finden wir weitverbreitet eine individualistische Frömmigkeit, die sich an mächtige Interessen anpasst und so illusionäres Bewusstsein fördert, und religiöser Fundamentalismus nimmt sogar zu.
- Deshalb ist die Wiedergewinnung biblischer Theologie und kritischer theologischer Ausbildung (und Bildung im Allgemeinen) zentral für den Fortgang der Reformation und Erneuerung in der weltweiten Christenheit im 21. Jahrhundert.
- Selig sind, die sich nicht an die herrschenden Systeme anpassen, sondern dagegen aufstehen, wie Gott bis heute von den Strukturen dieser Welt ans Kreuz geschlagen wird (Röm 12,2), und die zusammen mit anderen eine neue Welt mit Gerechtigkeit und Frieden in menschlichen Gemeinschaften bauen.
- Wir brauchen eine”neue Reformation”. Jetzt wie damals können Leute leicht fromm sein. Aber diese Frömmigkeit drückt sich oft in unangemessenen Formen aus, weil Kirchen oft von der realen Situation, in der Menschen leben, entfremdet sind. Wie seinerzeit Luther brauchen wir eine Erneuerung der Sprache, eine Rückkehr zur befreienden Botschaft des Evangeliums.
- Bonhoeffers Vorschlag einer in der Welt engagierten Christenheit, welche eine neue Sprache für das alte Evangelium entdeckt, muss übersetzt werden als „Beten und Tun des Gerechten unter den Menschen“ (Bonhoeffer). Alle kirchliche Rede muss von diesem Gebet und diesem Tun her neu eingeübt werden. Genau darauf insistiert Befreiungstheologie, indem sie auf der Untrennbarkeit von Orthopraxis und Orthodoxie besteht.
„Die Reformation radikalisieren – provoziert von Bibel und Krise“ ist für Kirchen und Theologie keine beliebige Option, sondern notwendig. Luther selbst machte die Schrift in ihrem historischen Wortsinn zum Kriterium aller Tradition. Die kontextuelle Auslegung der Bibel hat diesen Sinn kritisch-prophetisch geschärft. Und Luther übte systemische Kritik schon am Beginn der kapitalistischen Moderne – Wie sollten wir am Ende dieser immer mörderischeren und selbstmörderischen Menschheitsphase und ihrer Krise nicht neu auf unsere Glaubensquellen hören und mit anderen gemeinsam „dem Rad in die Speichen fallen“? Lasst uns gemeinsam mit andren auf dem Weg der Gerechtigkeit und des Friedens gehen.
Halle, 7. August, 2014
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